Projekt im Fokus
Soundscore
Sounddesign als Schulprojekt
Mit Minecraft und Papierschnipseln Musik entdecken
– Ein Ensembleprojekt für Non-Instrumentalisten –
Sounddesign als Schulprojekt
Mit Minecraft und Papierschnipseln Musik entdecken
– Ein Ensembleprojekt für Non-Instrumentalisten –
Hier geht es zur offiziellen Deklaration der Projektidee.
Hier geht es zur offiziellen Evaluation des Pilotprojektes.
- wenn sie denn fertig wird -
Aktuell wird es hier, beim stetig aktualisierten Evaluationsbericht.
Was soll Soundscore sein? Einen Einblick in die Idee gibt es auf der Projektseite...
Die Konferenzen von letzter Woche im Gepäck, ging heute der finale Startschuss.
Was ich – die Suppe aus der Gerüchteküche im Magen – erwartete, war: Chaos. In der Hinsicht war der heutige Tag durchaus enttäuschend.
Das erste, das mir begegnete, war ein für die Anforderungen dieses Projektes blendend ausgestatteter Projektraum, bzw. Musiksaal. Blendend ausgestattet, bis auf den nicht vorhanden Beamer. Nicht, dass in diesem Raum kein Beamer vorgesehen gewesen wäre, theoretisch gehört der hier fest zum Inventar, aber eben nur theoretisch. Da ich glücklicherweise im Vorhinein bereits vorgewarnt wurde, dass dieser Beamer in 20% aller Fälle von irgendwem entwendet in irgendeinem anderen Raum dieser Schule sein Dasein fristet, hatte ich in weiser Voraussicht meinen eigenen Beamer dabei und kurz vor Projektbeginn dort installiert.
Um 14:00 Uhr starteten dann die „Chor- und Orchesterprojekte“ mit der offiziellen Vorstellung der verschiedenen Ensemble, zwischen denen – in einem gewissen Rahmen – gewählt werden kann. Resultat dieser Vorstellung war, dass ich mit ca. 15-20 Personen (geschätzt hinterher anhand der verwendeten Stühle) und damit mit 3-7 Personen mehr als langfristig vorgesehen in die erste Projektstunde ging. Von dieser „Stunde“ verblieben nun ca. 30 min. in denen wir aber erstaunlich viel schafften.
Um die Ideen, die die Schülerinnen und Schüler zu diesem Projekt mitbrachten abzuchecken, um die Atmosphäre aufzulockern und die Teilnehmenden überhaupt erst einmal kennen zu lernen, starteten wir mit einer Vorstellungsrunde nach Waldorf-SV-Vorbild, aufbauend auf den drei Fragen:
1. Wer bist du? (Name)
2. Was macht dich aus? (ein wichtiger und ein komplett irrelevanter [oder zumindest irrelevant erscheinender] Fakt über dich)
3. Was erwartest du von diesem Projekt?
Die nun entstandene Atmosphäre des gegenseitigen Zuhörens hatte ich zwar erhofft, aber bei weitem nicht in dem Maße erwartet.
Die gesamte halbe Projektstunde verlief im Vergleich zu den Berichten, mit denen ich zuvor gefüttert wurde, nahezu märchenhaft.
In die eigentliche Arbeit starteten wir dann mit der Analyse einer Filmszene (aus Marvel Avengers) mit der Fragestellung im Fokus: „Was können wir hören?“ Dass die von mir installierte Technik versagte, dass der Beamer stockte und dass die Bluethoot-Verbindung von meinem Gerät zum Verstärker nicht aufgebaut werden konnte, beeinträchtigte die Begeisterung mit der die Schülerinnen und Schüler Höreindrücke sammelten und artikulierten nicht im Geringsten. Im Gegenteil, dass sich die Gruppe um den Flügel stellen musste, um das Bild des kleinen 13-Zoll-Bildschirms zu ergattern verstärkte die Dynamik der Analyse eher noch, und dass wir für den richtigen Sound das mitgebrachte Video synchron von Tablet und Smartphone (das ich erstaunlicher Weise problemlos mit dem Verstärker verbunden konnte) starten musste, entwickelte sich zu einem regelrechten Spiel, das die gesamte Atmosphäre sehr positiv beeinflusste. Statt digital mit einem an die Wand geworfenen Whiteboard zu arbeiten, entwickelte sich die Filmanalyse nun eben zu einer Tafelnummer – aber gut, warum nicht?
Wir beendeten die Stunde mit der Aufgabenstellung nach Videosequenzen für unseren praktischen Projektteil Ausschau zu halten.
Deja vu – auch heute keine Spur vom „fest ins Raumkonzept integrierten“ Beamer. Und abermals verweigerte auch mein (sonst vollkommen verlässliches) Gerät kurz nach der Installation den Dienst. Die Mühe, diesen Beamer Woche um Woche mitzuschleppen werde ich mir in Zukunft also sparen können.
Im Zeichen dieser technischen Kleinigkeiten stand nun die Einführung in unsere praktische Phase.
Den Beginn der Stunde markierte ein kurzer Impulsvortrag über das Berufsbild des Foley Artist, unterstützt durch einen dreiminütigen Dokumentarausschnitt, woraufhin wir mit dem Sammeln von Videovorschlägen für unseren Praxisteil starteten. In Vorbereitung auf das Projekt habe ich mir von einem Gaming- und Desingexperten einen kurzen Animationsfilm im Stile des Kultspieles Minecraft maßschneidern lassen. (Minecraft – nicht weil ich mir davon eine bessere Indentifikation der Teilnehmenden mit dem Projekt erhoffte, sondern schlicht und ergreifend desswegen, weil für die Videoerarbeitung derartiger Videos Software zur Verfügung steht, die es ermöglicht, Videos mit einem halbwegs rechtfertigbaren Aufwand zu erstellen.)
Am Ende überwogen auch die Vorteile dieses Videos, so dass es ohne längere Diskussion mit eindeutiger Mehrheit die Abstimmung gewann.
Nach einer kurzes Besprechung der Filmszenen bildeten sich Teams, die sich einzelnen (zum Teil mehreren) Szenen verschrieben. Im Fokus unserer Arbeit steht nun zunächst die Schaffung der Geräuschkullisse. Die Teams machten sich erste Notizen zu den für ihre Szene notwendigen Geräuschen, die wir später in umfangreiche Geräuschskripte – oder „Soundscores“ – überführen werden und flinke Teams machten sich bereits auf die Suche nach Wegen, diese Geräusche umzusetzen.
In den folgenden Wochen wird sich daran gemacht unsere (mehr oder minder) vollständigen Soundscores in die Tat umzusetzen. Ein Nebenraum des Musiksaales dient uns als Tonstudio. Für alle Aufnahmen, die nicht dort gemacht werden können (z.B. das Rascheln von Blättern oder das Quietschen einer Tür) steht den Soundscore-Teams ein mobiles Mikrophon zur Verfügung. Jedes unserer vier Teams ernennt einen Kameramann / eine Kamerafrau, die die Aufnahmeszenerie auf Video festhält, so dass wir diese später in unseren Film mit einbauen können.
Was unsere Projektzeit angeht kristallisiert sich über die Wochen ab August folgender Ablauf als Regel:
1. Blick auf unsere bisherige Produktion und Besprechung der Gruppentagesziele [5-10 min.]
2. Freie Gruppenarbeit: Soundsuche und Aufnahmen [45-50 min.]
3. Abschlussbesprechung: Ergebnisse sammeln, to-do´s abhaken [2-5 min.]
Die ursprünglich angedachten Impulsvorträge über den Beruf des Foley-Artist oder Beispiele aus der Fillm- und Gamingszene reduziere ich recht schnell drastisch. Nicht nur, weil mir schlicht und ergreifend die Ideen allmählich ausgehen, sondern vor Allem, weil der Drang mit der praktischen Phase zu beginnen in der Gruppe derart präsent ist, dass es Nonsense wäre diese Energie an Theorie und Analysen vergehen zu lassen.
Meine Rolle reduziert sich nun also vollends auf die Moderation der Soundscore-Teams, hier und da wieder zum Weitermachen zu animieren, dort Tipps zu geben, technische Probleme zu lösen oder mir einfach Aufnahmen vorspielen zu lassen. Die knappe Stunde, die wir wöchentlich gemeinsam haben, vergeht so recht schnell, aber nicht ohne Früchte zu tragen.
P.S. (der Fairness halber):
Der Beamer ist tatsächlich aufgetaucht und macht verlässlich seinen Job.
Ende der Herbstferien:
Der schuleigene Beamer gehört inzwischen verlässlich zum Inventar des Musiksaals und erleichtert die Projektarbeit somit enorm.
Die Ferienzeit nutze ich gemeinsam mit meinem Editor zum Einpflegen der Produzierten Audiodateien. In den Stunden nach den Ferien evaluieren wir die erarbeiteten Previews, verfeinern Audioeinstellungen und recorden fehlende oder nicht zufriedenstellende Geräusche neu.
Die Produktion des Animationsfilms ist damit praktisch abgeschlossen, nur an einem Sound arbeiten wir derzeit noch…
… In unserem Film wird eine Schallplatte aufgelegt, die abgespielte Musik soll natürlich nicht irgendetwas sein, sondern von uns. Ein Hipp-Hopp-Anmutender Instrumentaltrack wurde mit Soundtrap bereits gebastelt und es erwuchs die Idee, die Gelegenheit für ein integriertes Rap-Projekt zu nutzen. Ein Team aus Jungs und Mädels hat sich zusammengefunden einen Battle-Text zu verfassen… Man darf gespannt sein…
Mein Zeitplan ging davon aus, dass wir, wenn wir gut voran kommen, bis zu den Winterferien mit unserem Animationsfilm fertig sein würden. Dabei habe ich gänzlich unterschätzt welche Beschleunigung sich aus dem parallelen Arbeiten mehrerer Gruppen ergibt und darf mich nun um gute zwei Monate nach vorne korrigieren.
Die gewonnen Zeit gibt uns nun die Möglichkeit im zweiten Teil des Soundscore-Jahres ein etwas größeres Projekt in Angriff zu nehmen.
Kurz nach den Herbstferien stimmen wir online über verschiedene Projektvorschläge ab von dem dann in einer Stichwahl via Kinetischer Ping-Pong-Debatte die Produktion eines Stop-Motion-Films gewinnt.
Für unser zweites Projekt gehen wir nun also eine Schritt zurück und erweitern die Rolle des Tons, vom Werkzeug filmisch dargestellte Szenen zu überbringen zum Storytelling-Tool eigener Geschichten.
Über die Winterwochen hinweg arbeite ich mich in ein für mich doch relativ neues Thema ein.
Wie produziert man einen guten Stop-Motion-Film?
Parallel zu der Einarbeitungsphase mit dem Soundscore-Team, arbeite ich mich durch alte „Videoproduktionen“ aus meiner Kindheit, die ich einst mit meinen Bruder „produzierte“, analysierte damalige Fehler, durchflog Berichte und sonstige Literatur zum Thema und probierte mich durch diverse Programme.
Gleichzeitig beginne ich meine Sechst- und Siebtklässler*innen „zu Filmcrews auszubilden“. Aus Pappkartons und Farbe basteln wir uns mobile Blue Screen Studio Elemente. Auf dem Sportplatz werden Bewegungen gefilmt und anschließend analysiert, um Besonderheiten für die Bewegungen unsere Spielfiguren festzuhalten. Und mit zunehmend ausgereifterem Equipment*¹ filmen wir in drei parallel arbeitenden Teams erste Sequenzen – zunächst nur einfache Bewegungen unserer Legofiguren, dann allmählich komplexere Settings. Wir filmen (oder eher fotografieren), bilden Routinen und Rollenverteilungen aus, werten die Ergebnisse aus und verbessern unsere Produktionsmethoden, bis wir mit folgender Routine in die letztendliche Video-Produktion starten:
Pädagogische Notiz:
Die Einarbeitungsphasen erweist sich als die bislang schwierigste und chaotischste Phase unserer bisherigen Projektzeit. Umso theoretischer die Inhalte (z.B. Betrachten und Auswerten der Sportplatzaufnahmen und Sammeln von Rükschlüssen auf die Bewegungen unserer Figuren), desto geringer die Konzentration, desto ausgeprägter die Geräuschkulisse. Auch Aufbauten gliedern sich in diesen Arbeitsmodus ein. Ganz anders dagegen gestalten sich die eigentlichen Arbeitsphasen. Sitzen die Filmcrews erst einmal am aufgebauten Setting, wäre manchmal der Fall einer Büroklammer auf den im Saal verlegten Teppichboden hörbar. Dann reicht es, ab und zu mal hier und da einen aufkommenden Streit zu schlichten, dort mal ein paar Tipps zu geben oder einfach mal präsent zu sein. Der Rest erledigt sich von selbst.
Um unsere Zeit also gut nutzen zu können, habe ich mir in den vergangen Wochen angewöhnt bereits vor Projektbeginn die Filmsettings aufzubauen, statt die Schülerinnen und Schüler beim aufbauen zu koordinieren. Mit dem Ergebnis, das einige frühe Schülerinnen und Schüler nun freiwillig auf mich zu kommen um Kameras und Stative für ihr Setting aufzustellen. Nach den Winterferien werde ich versuchen dazu überzugehen, den einzelnen Crews ihr Equipment nur noch auf die (zuvor gestellten) Tische zu legen und jede Crew ihr eigenes Set aufbauen zu lassen, mal sehen, wie das funktioniert.
*¹ zunächst arbeiten wir nur mit Kamera und Stativ (je in dreifacher Ausführung) – Ergebnis: verwackelte Bilder.
Daraufhin besorge ich Fernauslöser für die Kamera – Ergebnis: stabile Einstellung, aber sehr bewegliche Szenen (z.B. Autos, die erst vor, dann zurück, dann wieder vor fahren). Zuletzt komme ich also nicht drumrum, ausreichend Laptops zu organisieren und in eine Lizens für Stop Motion Studio zu investieren, über die wir uns über einander das letzte und vorherige Bild jeder Einstellung anzeigen lassen, und die Teams sicherstellen können, dass beide Einstellungen mit einander übereinstimmen.
Zum Halbjahresende lasse ich das Projekt von meinen Schülerinnen und Schülern evaluieren. Um Feedback einzuhohlen, grundsätzlich einzuschätzten wie das Projekt ankommt und Ansätze zur Verbesserung zu sammeln. Dazu „verteile“ ich einen umfangreichen Online-Fragebogen aus 47 Bewertungsfeldern, drei Bewertungs- und drei offenen Fragen und warte gespannt auf die Ergebnisse…
Von den Evaluationen meiner Musikschülerinnen und -Schüler bin ich in der Regel recht klare Trents gewohnt. Meisten sind sich meine Klavierschüler*innen einig, was gut, sehr gut, mittelmäßig oder miserabel läuft, was ich beibehalten soll und was sich verbessern ließe. Die Zwischenevaluation meiner Soundscore-Schülerinnen ist dagegen ziemlich kontrovers. Wirklich klare Tendenzen zeichnen sich nur bei wenigen Fragen ab, während oft eine breite Streuung vorherrscht.
Geht es beispielsweise um das Verhältnis von Theorie und Praxis reichen die Antworten darauf, ob das Projekt zu praktisch ist, von „auf gar keinen Fall“ bis „stimmt“. Zwar wird im Wesentlichen dem Projekt eine gute Balance aus Theorie und Praxis zugesprochen, aber die Wünsche nach mehr Praxis oder mehr Theorie gehen in beide Richtungen. Einzelne wünschen sich mehr Strenge von mir, der allgemeine Trend geht aber zu weiter so. Trotz breiter Streuung sind aber Trends bemerkbar.:
Die zweite Projektphase „Stop Motion Production“ wird mit Interesse und nahezu mit Begeisterung von den Schülerinnen und Schülern aufgenommen. Eine Begeisterung, die – bevor hier der irreführende Eindruck einer Erfolgsstory entsteht – bald durch die Erkenntnis ersetzt wird, dass 60 min. wöchentliche Projektzeit nicht das richtige Format für diesen Projektteil bieten. Equipmentmäßig dank einiger Anschaffungen und einer Kooperation mit der Bühnentechnik-AG blendent ausgestattet mangelt es angesichts des immensen Aufbauaufwands, den es wöchentlich zu bestreiten gilt, schlicht an ausreichend Zeit um detailreiche und professionell-ausgearbeitete Szenen zu drehen. Nichts desto trotz sind die Schülerinnen und Schüler überwiegend engagiert bei der Sache während die Hoffnung auf ein uns zufriedenstellendes Ergebnis jedoch spürbar schwindet.
Bereits nach wenigen Wochen liegt uns ausreichend Bildmaterial vor um vier Kurzfilme zu erstellen, deren Produktionsqualität, wie wir eingestehen müssen, von der kurzen Drehzeiten und ständigen Rekonstruktionen unserer Filmsets leider Zeuge tragen.
Trotz der eher ernüchternden Ergebnisse bleibt die erwartete Resignation aus und wir schaffen es ohne großartige Motivationstiefen in eine dritte Projektphase, in der wir uns nun doch dem Sounddesing von Videospielen widmen.
Basierend auf den Erfahrungen unserer ersten Projektphase spare ich mir dieses mal (Impuls)vorträge gänzlich und lasse Hintergrundwissen und theoretische Hilfestellungen lediglich feindosiert und Situationsabhängig in die praktische Arbeit einfließen. Bis zum Schuljahresende verbringen die Schülerinnen und Schüler nun die Projektzeit damit, in kleinen Gruppen systematisch Soundateien des Videospiels Minecraft durch eigene Tonaufnahmen zu ersetzen. Dabei gehen die Gruppen – anders als ursprünglich angedacht – überwiegend arbeitsteilig vor, so dass sich die einzelne Teams wahlweise überwiegend mit dem Aufnehmen neuer Sounds oder aber mit der Nachbearbeitung dieser Aufnahmen beschäftigen. Eine kleine Delegation arbeitet während dessen an einen kurzen Imagefilm (der jetzt übrigens auch online ist) über unser Projekt für die anstehende Präsentation unseres Ensembles auf dem Sommerkonzert der Schule.
Nach erfolgreicher Präsentation unseres Projektes auf dem Sommerkonzert beenden wir das Schuljahr bei Popcorn und Kakao mit einer Videospielsession Minecraft mit überarbeiteten Sounddesign.
Die Schülerinnen und Schüler evaluieren das Projekt und ziehen eine insgesamt positive Bilanz.
* bei mit einem * markierten Texten handelt es sich um Texte, die aktuell noch in Bearbeitung sind…
